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Virtuelles Erich Scherer Archiv

 

Zehn Jahre Eingliederung von Linsenhofen 1985
Bürgernähe der Verwaltung bewahrt

Rede von Erich Scherer

 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, meine Damen und Herren!

Bestimmte Termine sind Anlaß zurückzublicken, Rückschau zu halten, um festzustellen, wo wir stehen, was sich nun getan, geändert hat. Alfred Grosser spricht von der 'Pflicht zur Erinnerung'.

Heute blicken wir auf zehn Jahre Frickenhausen mit Linsenhofen. Wie schnell doch die Zeit vergeht! Wie war nun die Ausgangslage am 1. Januar 1975? Was wollten wir erreichen? Was haben wir erreicht? Wo stehen wir heute? Was ist künftig zu tun? Das sind Fragen, auf die ich versuchen möchte, eine Antwort zu geben.

Die Ausgangslage war wohl die, daß Frickenhausen, Linsenhofen und Tischardt alle gerne selbständig geblieben wären. Wenn wir uns dennoch freiwillig zusammengeschlossen haben so deshalb, um einer möglichen, ja eigentlich nicht nur möglichen sondern sicheren gesetzlichen Regelung zuvorzukommen, die uns vielleicht noch weniger als der freiwillige Zusammenschluß gepaßt hätte, da große Unsicherheiten gegeben waren.

Die einstimmigen Beschlüsse der jeweiligen Gemeinderäte nach langen, nicht immer einfachen Verhandlungen und Beratungen zeigen aber, daß Einigkeit darüber bestand, daß der freiwillige Zusammenschluß uns allen mehr Entscheidungsfreiheit und mehr Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen und das Gewicht der größeren Gemeinde stärken würde. auch, daß dieser Weg allen möglichen anderen Regelungen, ob nun freiwillig oder mit gesetzlichem Zwang, vorzuziehen sei.

So sind für die Entwicklung unserer Gemeinde der 15. April 1972 mit der Eingliederung der Gemeinde Tischardt und der 1. Januar 1975, an dem die Vereinbarung mit Linsenhofen in Kraft trat, zwei für die Entwicklung unserer Gemeinde wichtige Termine und werden es bleiben.

Gemeinderat, Ortschaftsräte und Gemeindeverwaltung sind nicht in Resignation verfallen, haben vielmehr mit Mut, gutem Willen und Plan die anstehenden Aufgaben angefaßt und versucht, aus den früher selbständigen Gemeinden eine neue Gemeinschaft zu formen und zu fördern, die anstehenden Aufgaben und Probleme zu lösen.

Ein großer Teil unserer Bevölkerung stand von Anfang an diesen Bemühungen aufgeschlossen gegenüber und war bereit, die neue Situation zu akzeptieren und zu unterstützen.

Und wir haben, Gott sei Dank, durch diesen gemeinsamen Willen noch bestehende Vorbehalte, alte Wunden sehr schnell abbauen können und einer durchaus möglichen Versuchung widerstanden, die Geschichte der früher selbständigen Gemeinden zu vergessen, nun etwas völlig Neues zu schaffen.

Die Einführung der Ortschaftsratsverfassung und der Teilortswahl, die Aufrechterhaltung der örtlichen Verwaltungsstellen und die paritätische Besetzung des Gemeinderats haben in dieser Zeit des Zusammenwachsens sich als gute und richtige Entscheidungen erwiesen. Dazu hat weiter beigetragen die Unterstützung und Förderung der örtlichen Vereine und die Erhaltung der Feuerwehren als Abteilungen der Gesamtwehr.

Wir können in der Kommunalpolitik keine Wunschträume erfüllen, nichts Unmögliches vollbringen. Wir müssen uns auf das Machbare beschränken. In diesem Sinne haben wir, davon bin ich überzeugt, die zehn Jahre genutzt und ich meine Frickenhausen genützt.

Trotz vieler und langer Vorbereitungen und geduldigen Bemühens wurde in diesem kurzen Zeitraum ein Ergebnis erzielt, das selbst die größten Optimisten vor zehn Jahren nicht für möglich gehalten haben. Dieser Erfolg bedarf eigentlich keines Kommentars, er rechtfertigt sich aus sich selbst.

Das gemeinsame Bemühen, die Gesamtverantwortung und der Wille, in allen drei Ortsteilen gleichwertige Verhältnisse zu schaffen, findet Ausdruck in dem Geschaffenen, für den einzelnen Bürger nachprüfbar und nachvollziehbar. Nicht mehr Meinungen, Voraussagen, Befürchtungen und Erwartungen brauchen gegeneinander abgewogen zu werden. Die Ergebnisse unseres Handelns sind eindeutig.

In unserer Gemeinde, im Ortsteil Linsenhofen ist für jeden sichtbar, was in diesen zehn Jahren sich getan, sich verändert hat. Wir haben in diesen 10 Jahren ganz besonders unsere finanziellen Mittel und die Verwaltungskraft auf Linsenhofen und Tischardt konzentriert. Ich danke den Frickenhäusern für ihr großes Verständnis.

Die Verhandlungen und Besprechungen über die Gemeindereform, die dann am 11. Juni 1974 in einer gemeinsamen Besprechung in der Hauptschule zu der von den beiden Gemeinderatsgremien einstimmig beschlossenen Vereinbarung geführt hat, waren langwierig und schwierig. Das war verständlich. Sie waren begleitet von der Frage, ob ein Zusammenschluß zum Wohl der Bürger und der Gemeinde künftig dienen würde und könnte.

Bürgermeister Maisch führte in der Sonderausgabe des Mitteilungsblattes der Gemeinde Linsenhofen vom 12. Juni 1974 in seinem Bericht über die gemeinsame Besprechung am 11. Juni 1974 unter anderem aus: "... Bringen Sie dieser Entscheidung das notwendige Verständnis entgegen und tragen Sie auch dazu bei, künftig ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zu bekommen. Wir hoffen und wünschen, daß bei allem Tun auch künftig das Wohl unserer Bürger im Vordergrund steht."

Und im Vorwort der ersten Ausgabe des gemeinsamen Gemeindemitteilungsblattes vom 3. Oktober 1974 heißt es: "Neben der gemeinsamen Bewältigung der auf uns zukommenden Aufgaben soll der besondere Charakter unserer Gemeinden bewahrt und gepflegt werden."

Am 20. Juni 1974 wurde dann im Sitzungssaal des Rathauses in Linsenhofen die Vereinbarung von meinem Kollegen Maisch und von mir im Auftrage unserer Gemeinden unterzeichnet. Die Gefühle und die Gedanken, die die Gemeinderäte und die Bürgermeister bewegten, fanden ihren Niederschlag in der Präambel zu der Vereinbarung über den Zusammenschluß. Es heißt dort: "In der Zielplanung der Landesregierung für die Gemeindereform in Baden-Württemberg ist vorgesehen, aus den Gemeinden Frickenhausen und Linsenhofen eine neue Gemeinde Frickenhausen ab 1. Januar 1975 zu bilden. Die Anträge der Gemeinde Linsenhofen auf Ausweisung eines Teilverwaltungsraumes und der Gemeinde Frickenhausen auf Anerkennung eines eigenen Verwaltungsraumes wurden abgelehnt.

Der Gemeinderat der Gemeinde Linsenhofen hat gefordert, entsprechend der Zielplanung der Landesregierung aus beiden Gemeinden eine neue Gemeinde zu bilden. Dieser Forderung konnte der Gemeinderat Frickenhausen aus grundsätzlichen Erwägungen heraus nicht zustimmen.

In Anbetracht dieser neuen Lage, des vorgesehenen gesetzlichen Zwangs, der wachsenden wirtschaftlichen Verflechtungen und angesichts der gemeinschaftlichen Verpflichtung, das Wohl der Bürger in diesem Raum zu fördern, sind sich die beiden Gemeinden darüber einig, sich zusammenzuschließen. Als Ergebnis langjähriger Verhandlungen und getragen von dem Willen, die künftige gute Entwicklung zu sichern, eigene Gestaltungsmöglichkeiten offenzuhalten, eine bürgernahe Verwaltung zu erhalten und eine tragfähige Grundlage für eine vertrauensvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit zu schaffen, schließen die Gemeinde Linsenhofen und die Gemeinde Frickenhausen auf Grund Art. 74 usw. folgende Vereinbarung."

Bei der Unterzeichnung führte Bürgermeister Maisch aus: "Für uns ist das nicht gerade ein erfreulicher Tag. Trotzdem möchte ich die Gemeinderäte von Frickenhausen und Tischardt herzlich begrüßen. Der Gemeinderat von Linsenhofen hat sich so durchgerungen, einer freiwilligen Vereinbarung zuzustimmen. Den Schritt haben wir bewußt getan. Was blieb uns übrig? ... Ich hoffe auf ein gutnachbarschaftliches Verhältnis und darauf, daß das Wohl der Bürger im Vordergrund steht."

Ich führte u.a. aus: "Wenn man das Ergebnis unserer Verhandlungen ansieht, scheint es, als wäre der heutige Tag für alle Beteiligten ein Tag der Freude. Das ist er leider nicht. Es ist ein Tag der Einsicht in ein Schicksal, das wir nicht aufhalten und auch nicht mehr ändern können. Im Augenblick verlieren beide Gemeinden an eigener Entscheidungsfreiheit und an eigener Gestaltungsmöglichkeit, da beide sich künftig am Ganzen orientieren müssen. Der Gemeinderat der Gemeinde Frickenhausen hat sich bei seinen Überlegungen von dem Willen zu einer partnerschaftlichen, gutnachbarschaftlichen Zusammenarbeit leiten lassen. Mit dem großen Entgegenkommen einer paritätischen Zusammensetzung des Gemeinderates wollen wir zeigen, daß es uns mit dem Ausgleich ernst ist. ... Wir haben deshalb auch eine große Achtung vor dem in den Verhandlungen der letzten Wochen sichtbar gewordenen Willen aller zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit und dem Suchen nach einer für unsere Bürger trotz der Zwangssituation bestmöglichen Lösung.

Trotz der für Sie noch schwereren Entscheidung glaube ich, daß wir richtig gehandelt haben im Blick auf die künftige Entwicklung, die sicher mehr Zusammenarbeit und mehr überörtliche Lösungen bringen und von uns verlangen wird. Sicher steht heute der Verlust eines wesentlichen Teils der Selbständigkeit unserer Gemeinden im Vordergrund. Dafür muß jeder Verständnis haben. Das Negative sollte unsere Augen vor dem vorhandenen Positiven nicht verschließen. Sicher ist, daß wir in der Verwaltungsgemeinschaft mit 8.000 Einwohnern ein wesentlich stärkeres Gewicht haben werden, als jede einzelne Gemeinde für sich.

Was jahrhundertelang gewachsen ist und sich entwickelt hat, müssen und werden wir auch weiterhin pflegen und erhalten. ... Wenn wir unseren Auftrag darin sehen, nun unsere Gemeinden zu einem neuen Ganzen zusammenzuführen, werden wir auch bereit sein, Vorurteile abzubauen und durch Vertrauen zu ersetzen.

In der Erkenntnis, daß uns ein besserer Weg, möglichst viel Selbständigkeit zu erhalten, verwehrt ist und in dem Bemühen zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zukommen, unterzeichne ich diese Vereinbarung. Wenn wir immer nach ihrem Geist handeln, werden wir gemeinsam den richtigen Weg finden."

In der ersten gemeinsamen Gemeinderatssitzung am 17. Januar 1975 habe ich u.a. gesagt: "Ich bin der Meinung, daß wir alle gegenseitig sehr viel guten Willen und sehr viel Vertrauen investieren müssen. Unsere Arbeit muß von dem Miteinander getragen sein. Das bedeutet nicht, daß alle dieselbe Meinung haben müssen, wohl aber, daß sich unser Tun und Handeln an dem gemeinsamen Auftrag, das Wohl unserer Bürger und der Gemeinde zu fördern, orientieren muß."

Die Zusammenführung der beiden Verwaltungen ging sehr schnell und reibungslos vonstatten. Hier hat Bürgermeister Maisch einen ganz wesentlichen Beitrag geleistet. Wir haben uns dabei von der Überlegung leiten lassen, daß die Bürgernähe der Verwaltung erhalten bleibt, der Bürger eine Ansprechstelle haben muß und daß nur die Aufgaben, die einer gemeinsamen Lösung, einer gemeinsamen Verantwortung und Entscheidung bedürfen, auch auf die Gesamtgemeinde übertragen werden.

Die laufende Arbeit, die anstehende Probleme ließen uns keine Zeit, an das Gestern zu denken. Wir waren voll mit dem Heute und vor allem mit dem Morgen beschäftigt.

Viele Gespräche mit Bürgermeister Maisch, den Planungsbüros und interessierten Bürgern waren notwendig, um einen Überblick über das Bestehende zu erhalten, künftige Aufgaben zu erkennen, sie in eine zeitliche Reihenfolge einzuordnen und mit den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde in Einklang zu bringen. Wir sind seinerzeit allerdings von einem wesentlich längeren Zeitraum ausgegangen, der für die Lösung aller anstehenden Probleme notwendig wäre. Sie waren nicht gerade klein.

Die gute finanzielle Situation unserer Gemeinde hat es ermöglicht, die Abwicklung der Arbeiten zeitlich zu verkürzen und sie im wesentlichen schneller zu einem abgerundeten Abschluß zu bringen. Die einzelnen Maßnahmen mußten sich in die Zielvorstellungen einordnen.

Als wichtige Probleme stellten sich sehr schnell die Verbesserung der Wasserversorgung, der Bau eines neuen größeren Hochbehälters, der Ausbau des Kanalnetzes, der restliche Anschluß an die Kläranlage, die Verbesserung der Wasser- und Abwasserverhältnisse und die Straßen im alten Ortskern, die notwendige Verbesserung der Verkehrsverhältnisse sowie die Erweiterung der überlasteten Kläranlage. Unbefriedigend war die Ausrüstung der Feuerwehr und ihre Unterbringung in drei verschiedenen Gebäuden. Sorgen bereitete uns das Kelterplatzprojekt. Bei allen Untersuchungen hat das Planungsbüro Bischoff in Weilheim wichtige und wesentliche Beiträge geleistet und mit dazu beigetragen, daß die Abstimmung der einzelnen Abschnitte zu einem Ganzen ohne große Reibungen vonstatten gehen konnte.

Im Frühjahr 1976 wurde die Planungsgesellschaft URBA, mit der wir in Frickenhausen sehr gute Erfahrungen gesammelt hatten, beauftragt, als Grundlage für alle Planungsüberlegungen im Ortskern von Linsenhofen eine Grobanalyse zu erarbeiten. Diese sollte eine Bestandsaufnahme des Ortskerns sein, die Wünsche und Ziele der Bewohner für die künftige Entwicklung ermitteln und Maßnahmen für die Durchführung aufzeigen, sowie Grundlagen für notwendige Planungen erarbeiten. Dabei kam der Bürgerbeteiligung in Form von Schlüsselpersonengesprächen und Gruppengesprächen eine große Bedeutung zu.

Besondere Schwierigkeiten bei der Erarbeitung der Grobanalyse bereiteten fehlende Katasterunterlagen. Mit einer Flugvermessung wurden alle Gebäude, Straßen, Wege, Mauern, Zäune, Geländehöhen usw. im Ortskern erfaßt und kartiert. In der Zwischenzeit hat das Vermessungsbüro Kuhn genaue Vermessungen des Ortskern durchgeführt, so daß wir heute über genaue Unterlagen und exakte Pläne verfügen.

Gerade für den alten Ortskern mußten besonders sorgfältige Planungsüberlegungen angestellt werden, um die Entwicklung und Erneuerung sowohl als Wohngebiet für seine Bewohner, als auch als Ortskern für ganz Linsenhofen zu gewährleisten und dabei das typische Ortsbild zu erhalten. Bauhistorisch wertvolle Hausgruppen, sogenannte Ensembles, Einzelgebäude und Bauteile wie Fachwerkfassaden und ähnliches zu sichern, die Erneuerung zu ermöglichen, sowie die Erschließung des ganzen Gebietes neu zu ordnen und zu vervollständigen.

Für uns galt es, eine Entwicklung einzuleiten, die die Erhaltung des typischen Ortsbildes sichert und dennoch die Erneuerung und Anpassung der Gebäude an sich wandelnde Nutzungen und Ansprüche ermöglicht. Dabei dürfen Überlegungen des Denkmalschutzes nicht so weit führen, daß statt eines sich aus eigener Kraft ständig regenierenden Ortsteiles eine Art Freilichtmuseum entsteht. Es muß möglich sein Altes und Neues zu verbinden.

Die bisher durchgeführten Maßnahmen zeigen die Richtigkeit dieses Weges. Dabei sind wir uns durchaus darüber im klaren, daß ohne eine aktive Mithilfe und Unterstützung der dort wohnenden Gebäudebesitzer und Bürger das Ziel, das wir uns gesteckt haben, nicht erreicht werden kann.

Der Verkehr bildete ein besonderes Problem. Wir haben uns deshalb entschlossen, um den alten Ortskern herum die Steinachstraße nach modernen verkehrsgerechten Gesichtspunkten auszubauen, den inneren Straßen des alten Ortskerns jedoch die Aufgabe der Erschließung dieses Gebietes zuzuweisen. Die Art des Ausbaus unterstreicht die Funktion. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

In den Mittelpunkt unserer anfänglichen Überlegungen rückte die Abwasserbeseitigung. Dafür war wesentlich, daß die bestehende Kläranlage für die Gemeinden Linsenhofen und Beuren um das Doppelte überlastet und eine Reinigung des Abwassers praktisch nicht mehr möglich war. Zum anderen bestanden verschiedene Regenauslässe in den Beurener Bach und die Steinach, die schon lange nicht mehr zulässig waren.

Die Erschließung des Baugebietes "Brühl-Mühlgärten", das seit vielen Jahren geplant wurde, konnte ohne den Bau eines neuen Verbindungssammlers nicht erschlossen werden. Andererseits war das Gebiet Neuffener Straße noch nicht an die Kläranlage angeschlossen. Die ersten Maßnahmen waren deshalb der Bau der Kanäle von der Mühlstraße zur Kläranlage und der Steinachstraße zur Neuffener Straße. Für Kanalisationen wurden in den letzten zehn Jahren insgesamt 1.821.000 DM ausgegeben.

Parallel zum Bau dieser Kanäle wurde, soweit möglich, das Wasserleitungsnetz erneuert. Die großen Wasserverluste zwangen dazu, das alte Stahlrohrnetz auszuwechseln. Für die Erneuerung des Wasserleitungsnetzes wurden insgesamt 775.000 DM ausgegeben. Dazu kommen die Kosten für den neuen Wasserhochbehälter mit 800 cbm mit rd. 1 Mill. DM.

Der alte Wasserhochbehälter reichte mit seinen 350 cbm nicht aus, die Wasserversorgung für einen Tag – Verbrauch 450 cbm – sicherzustellen. Von einer Löschreserve konnte nicht die Rede sein. Gleichzeitig wurde eine zweite Falleitung zur Versorgung des Gebietes "Sand" gebaut, um so ein Ringsystem herzustellen und damit einen besseren Druckausgleich zu erreichen.

Bereits in der Bürgerversammlung 1971 wurde erklärt, daß der bestehende Anschluß an die Blau-Lauter-Gruppe mit 4 sec/l nicht ausreichen würde und daß deshalb weitere Wasserrechte angemeldet werden müßten. Dies wurde durch die große Reserve der Gemeinde Frickenhausen nicht notwendig. Heute stehen uns pro Tag 27 sec/l zur Verfügung, die vollkommen ausreichen, die gesamte Gemeinde zu versorgen. Durch den Anschluß an die Bodenseewasserversorgung über den Hochbehälter Mochenhalde kann nun von zwei Seiten Wasser eingespeist werden und die ganze Gemeinde jederzeit versorgt werden. Wir haben dadurch eine optimale Sicherung der Wasserversorgung in unserer Gemeinde erreicht.

Ich habe bereits betont, daß die Kläranlage Linsenhofen sehr stark überlastet war. Auch das Klärsystem war nicht mehr mit den neuen Gesichtspunkten in Einklang zu bringen. Die ersten Überlegungen einer Zuleitung der Abwasser des Ortsteils Linsenhofen und der Gemeinde Beuren zur Kläranlage Frickenhausen erwiesen sich als nicht durchführbar. Die Kosten waren zu hoch gewesen. Eine große Neigung, die Kläranlage an Ort und Stelle zu erweitern, bestand weder im Ortschaftsrat Linsenhofen, noch im Gemeinderat Frickenhausen. Die Kläranlage war eine zu große Belästigung für die angrenzenden Baugebiete. Es wurden deshalb vier verschiedene Büros beauftragt, Untersuchungen über eine Lösung dieses Problems anzustellen und Vorschläge zu machen.

Das Büro Bauer hat dann auf Grund neuer Untersuchungen vorgeschlagen, die Abwässer um die Gemeinde weitgehend herumzuleiten, so, wie es in der Zwischenzeit geschehen ist. Damit war aber auch die Möglichkeit geschaffen, nicht nur die Kläranlage aufzugeben, sondern mit der Stadt Neuffen, mit der schon einige Jahre früher Besprechungen über eine gemeinsame Kläranlage stattgefunden hatten, neue Gespräche aufzunehmen und die Gemeinden Beuren und Kohlberg miteinzubeziehen. Der Anteil an den Gesamtbaukosten, den wir zu tragen haben, beträgt 2.730.000 DM. Dazu kommen die Erwerbskosten des Anteils der Gemeinde Beuren an der alten Kläranlage mit 185.000 DM und der Umbau des alten Emscher Brunnens in ein Regenüberlaufbecken mit 407.000 DM. Wenn wir diese Beträge zusammenzählen, kommen wir auf Gesamtkosten von rd. 3,3 Mill. DM.

Im September 1978 begannen die Verhandlungen mit den Gemeinden Beuren, Neuffen und Kohlberg. Sie führten am 11. Juli 1979 zum Abschluß der Vereinbarung über die Gründung des Abwasserverbandes. Bereits im Oktober 1979 wurde mit den Bauarbeiten begonnen und am 11. November 1982 die neue Anlage in Betrieb genommen und gleichzeitig die alte Anlage in Linsenhofen stillgelegt. Wenn wir die wieder sauberes Wasser führende Steinach ansehen, haben wir den Beweis für die Richtigkeit dieser Lösung trotz der hohen Kosten.

Alle Straßen sind in der Zwischenzeit mit Bitumenbelägen versehen – Kosten 3,5 Mill. DM. Darin sind die Kosten für den Ortskern und die Neuffener Straße enthalten. Zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse hat die Bereinigung des Einmündungsbereichs in die Neuffenerstraße bei den Gebäuden Kuhn und Kanzleiter sehr beigetragen. Auch das Ortsbild hat gewonnen. Beiden Familien darf ich für ihr Entgegenkommen danken.

Als dringend notwendig erwies sich der Neubau der Eselsbrücke. Sie konnte nur noch für Fahrzeuge mit einer Tonne freigegeben werden. Ebenso die Verbreiterung der Steinachbrücke zur Mühlstraße, die für den Schwerlastverkehr ausgebaut wurde. Mit dem Bau der Eselsbrücke konnte der Einmündungsbereich verbessert und die Zufahrt zum Baugebiet Brühl-Mühlgärten hergestellt werden.

Einen weiteren Ausbau erfuhr auch das Feld- und Waldwegenetz. Unsere Überlegungen gehen davon aus, möglichst viele Verbindungen zwischen dem Feldwegnetz im Ortsteil Linsenhofen und dem des Ortsteils Frickenhausen herzustellen. Bessere Straßen und Wege führen die Bürger leichter zusammen. Dadurch hat sich gleichzeitig ein Fahrradwegnetz gebildet. Durch den Ausbau des Hangwegs und der Waldwege im Trauf wurde eine Verzahnung mit dem Waldwegnetz im Hirschplan und gleichzeitig auch der Anschluß an Beuren hergestellt. Wir verfügen heute über ein ausgezeichnetes Feld- und Waldwegnetz, das kaum mehr verbessert werden kann und neben der Landwirtschaft gleichzeitig dem Wanderer und dem Spaziergänger dient.

Neben der Gemeindehalle wurde für die Schule ein Schulsportplatz und ein Kinderspielplatz errichtet. Die Neuanlage von Parkplätzen hat das Parkplatzangebot bei der Gemeindehalle wesentlich erweitert. Ein weiterer Kinderspielplatz entstand an der Eselsbrücke und von der CDU – das darf ich ganz dankbar erwähnen – auf dem Holdermorgen. Wir glauben, daß die Bedürfnisse damit befriedigt sind.

Die Unterbringung unserer Feuerwehr in drei verschiedenen Gebäuden war unzumutbar, die Ausstattung mit Fahrzeugen nicht optimal. In der Zwischenzeit wurden zwei neue Fahrzeuge angeschafft, Funk eingerichtet und in der Gemeindehalle ausreichende Räume für die Feuerwehr eingebaut. Der Aufwand betrug über 800.000 DM. Wegen der Dringlichkeit haben wir auf den Zuschuß verzichtet. Kommandant Blankenhorn und seine Feuerwehrmänner haben sich unseren Dank und unsere Anerkennung verdient. Ihre Dienste und Ihr Warten auf eine ausreichende räumliche Unterbringung sind lobenswert und gar nicht selbstverständlich!

Die Erstellung einer Aussegnungshalle war ein immer wieder gehörter Wunsch. Sicher eine gute und schöne Verbesserung ist die Errichtung der Aussegnungshalle und die Neugestaltung der Vorplatzes.  Der Neubau fügt sich harmonisch in die Friedhofsanlage ein.

Bereits vor dem Zusammenschluß wurde mit der Instandsetzung des Schulhauses begonnen. Die Innen- und Außenarbeiten konnten in der Zwischenzeit abgeschlossen werden. In einer der früheren Lehrerwohnungen ist in der Zwischenzeit eine Arztpraxis eingerichtet worden.

Die Pausenhalle ist ebenfalls fertiggestellt und konnte 1983 ihrer Bestimmung übergeben werden. Der Gesamtaufwand beträgt 492.600 DM. Das Schulhaus macht einen schönen, gepflegten Eindruck. Daß es unter Denkmalschutz gestellt wurde, unterstreicht seine bauliche Qualität.

Der frühere kirchliche Kindergarten wurde ab 1. September 1979 von der Gemeinde übernommen. Durch gemeinsame monatliche Besprechungen und gemeinsame Veranstaltungen für die Kindergärtnerinnen ist ein Ausgleich im Angebot und eine Aktivierung der Arbeit in allen Kindergärten erzielt worden. Auch ist es möglich, bei personellen Engpässen auszuhelfen.

Die Ausstattung und personelle Besetzung sind gut. Alle kindergartenfähigen Kinder können in die Kindergärten aufgenommen werden. Die Größe der Gruppen entspricht den Landesrichtlinien.

Hinweisen darf ich noch auf die Beteiligung der Gemeinde an dem Umkleidegebäude auf dem Sportgelände. Zusammen mit dem Aufwand für den Egertweg und die Parkplätze sind Kosten von insgsamt 400.000 DM entstanden.

Der Ausbau der Sportanlagen hat damit seinen Abschluß gefunden. Alle Einrichtungen für einen geregelten Sportbetrieb sind nun vorhanden. Unsere Jugend ist aufgerufen, dieses Angebot zu nutzen.

Wenn wir alle Aufwendungen für Investitionsvorhaben in den letzten zehn Jahren zusammenzählen, kommen wir auf eine Summe von über 12 Mill. DM, mit der Restfinanzierung auf 13 Mill. DM. Dieser hohe Aufwand ist sicher ein Beweis für das große Verständnis, das der Gemeinderat und die Gemeindeverwaltung den Bedürfnissen des Ortsteils Linsenhofen entgegengebracht hat. Wir haben damit in allen drei Ortsteilen eine gut ausgebildete, gleichmäßige Infrastruktur erreicht. Große Investitionen sind auf dem Sektor des Tiefbaus künftig nicht mehr erforderlich. Diese Leistung war nur durch die Bündelung der finanziellen Kräfte unserer Gemeinde möglich; sicher ein positiver Aspekt der Gemeindereform.

Ergänzend dazu noch einige ganz interessante Zahlen: 3.750 km Kanalisation, ohne die Leitungen der Abwasserbauten, 4.027 lfm Wasserleitungen, 2.662 lfm Straßenbau, 473 lfm Straßeninstandsetzungen, 1670 lfm Waldwege, 3910 lfm Feldwege ausgebaut. Die Einwohnerzahlen sind in dieser Zeit im Ortsteil Linsenhofen von 2.175 auf 2.505 Einwohner am 1.1.1985 gestiegen.

Daß daneben auch andere Einrichtungen der Gemeinde dem Ortsteil Linsenhofen zugute kommen, darf hier ergänzend noch vermerkt werden. Durch die Planung und Erschließung neuer Baugebiete wurde den örtlichen Baubedürfnissen Rechnung getragen. Hier darf ich erwähnen: den Bebauungsplanentwurf für den Ortskern, die Änderung des Bebauungsplans "Hinter den Höfen", Bebauungspläne für das Gebiet "Brühl-Mühlgärten", "Sand-Lehmgrube"; die Baulandumlegungen "Hinter den Höfen II", "Brühl-Mühlgärten I und II" und "Sand-Lehmgrube" konnten sämtlich zum Abschluß gebracht werden. Für die Gebiete Holdermorgen und Grasäcker liegen Bebauungsplanentwürfe vor. Die Erschließungsplanung ist abgeschlossen.

Große Sorgen bereitet uns der Flächennutzungsplan. Er ist immer noch nicht genehmigt. Nach dem Erlaß des Regierungspräsidiums vom 15.5.1985 bestehen erhebliche Bedenken gegen die Gebiete "Holdermorgen", "Grasäcker"" und des Gebietes bei der Firma HAKA. Wir werden uns hier sehr stark machen müssen, um diese Gebiete im Flächennutzungsplan genehmigt zu erhalten. Der Gemeinderat und die Gemeindeverwaltung, wie auch der Ortschaftsrat sind sich darüber einig, daß wir alles unternehmen müssen, um zu einem günstigen und guten Ergebnis zu kommen.

Nicht aus dem Auge verloren haben wir die alte Kelter, die sehr wesentlich den Ortskern bestimmt. Der 1974 einstimmig gefaßte Beschluß, die Kelter abzureißen, ist in der Zwischenzeit auf unseren Antrag vom Gemeinderat und Ortschaftsrat einstimmig aufgehoben worden.

Bereits vor Jahren durchgeführte statische Untersuchungen haben die Notwendigkeit einer umfassenden Instandsetzung ergeben, wenn sie überhaupt erhalten werden soll. Nach unseren Untersuchungen und den neuen Kostenberechnungen ist mit Kosten von 1,6 Mill. DM zu rechnen. In diesen Kosten ist die Neugestaltung des Kelternplatzes mit inbegriffen.

In diesem Frühjahr wurde ein Antrag beim Innenministerium um Aufnahme in das Landesprogramm gestellt. Die Aussichten für die Aufnahme sind günstig. Wichtig ist, die Kelter einer vernünftigen Verwendung zuzuführen. Wir denken neben der Mosterei dabei an die Unterbringung des Deutschen Roten Kreuzes und der Jugendarbeit.

Für das alte Rathaus wurden in der Zwischenzeit eine genaue Bauaufnahme erstellt und Gespräche mit dem Landesdenkmalamt geführt. Wir hoffen, daß wir in diesem Jahr noch entsprechende Anträge im Ortschaftsrat und Gemeinderat stellen können.

Ziel allen Planens, Denkens und Handelns ist das Wohl des Bürgers, ist unsere Heimat, oder anders ausgedrückt, wir wollen den Charakter unserer Ortsteile erhalten, als überschaubaren Lebensraum gestalten, daß wir ihn als wünschenswerte, schöne und liebenswerte Heimat erleben dürfen, können und hier leben wollen.

Daneben steht die Hoffnung, die Erwartung und der Wunsch, daß sich der einzelne Bürger mit seiner Gemeinde und seinem Ortsteil identifizieren und sich hier wohl fühlen kann.

Dank der guten finanziellen Lage unserer Gemeinde und der für uns günstigen Entwicklung des Baumarktes konnte die Zeit der Abwicklung – ich habe bereits darauf hingewiesen – wesentlich beschleunigt werden. Ihre Grenze war nicht mangelnder Wille und Bereitschaft, sondern die überstrapazierte Verwaltungskraft der Gemeindeverwaltung, die notwendigen Planungszeiten, die Genehmigung von Staatsbeiträgen und der Zeitaufwand für unzählige Verhandlungen mit Grundstücksbesitzern und Behörden.

Wir haben alle Möglichkeiten genutzt. Die Genehmigung der Maßnahmen durch den Ortschaftsrat und Gemeinderat entsprang nicht einer Bauwut, sondern realen Überlegungen über die Notwendigkeit der getroffenen Entscheidungen und ihre Bedeutung für den Bürger und die Gemeinde.

Ein kurzes Wort noch zur allgemeinen Verwaltung: Ich habe allen Grund, Herrn Bürgermeister Maisch sehr herzlich zu danken, daß er nach der Eingliederung der Gemeinde Linsenhofen noch bis 1. Oktober 1975 als Ortsvorsteher seinen Dienst für die Gemeinde und ihre Bürger gemacht hat. Er hat dadurch sehr wesentlich zu einem reibungslosen Übergang der Verwaltung beigetragen, sich bei allen Gesprächen von dem Gedanken leiten lassen, die örtliche Verwaltung möglichst stark zu erhalten. Seine großen Verdienste sind durch die Verleihung der Gedenkmedaille und des Bundesverdienstkreuzes gewürdigt worden.

Am 1. Mai 1976 hat Herr Ortsvorsteher Weiß seine Nachfolge angetreten. Er wurde 1980 und 1984 vom Gemeinderat in seinem Amt bestätigt. Er hat einen sehr wesentlichen Teil der vielen Grundstücksverhandlungen, die notwendig waren, um diese Maßnahmen durchzuführen, geführt und das mit Erfolg. Er verfügt über eine gute Kenntnis des Ortsteils Linsenhofen und seiner Bürger und ist bestrebt, möglichst viel im Ortsteil Linsenhofen, für den Ortsteil und für die Bürger durchzusetzen und durchführen zu können.

Ich möchte diese Gelegenheit benützen, ihm meine Anerkennung auszusprechen und den Dank für seinen nimmermüden Einsatz und seine erfolgreiche Arbeit, aber auch für die gute Zusammenarbeit. Daß diese vielen Baumaßnahmen nicht in 40 Wochenstunden erledigt werden können, bedarf sicher keiner besonderen Erwähnung.

Die letzten zehn Jahre bestätigen die Richtigkeit der getroffenen Vereinbarungen, sowohl mit der früheren Gemeinde Tischardt, wie auch mit der früheren Gemeinde Linsenhofen über die Einführung der Ortschaftsratverfassung und der Teilortswahl.

Die paritätische Besetzung [des Gemeinderats] hat sich bisher bewährt. Sie hat voll erreicht, was wir ihr zugetraut haben, Mißtrauen abzubauen und Vertrauen zu wecken. Sicher sind manche Regelungen in den Vereinbarungen durch die Entwicklung überholt. Es wird jedoch notwendig sein, sehr behutsam neue Entscheidungen zu treffen. Dabei wird die Gleichgewichtung aller Wählerstimmen in der Gemeinde eine wichtige Rolle spielen müssen.

Es gibt sicher noch einige Probleme, die ich vergessen habe anzuschneiden. Herr Ortsvorsteher Weiß wird in seinem Bericht auf die einzelnen Vorhaben eingehen.

Ein besonderes Wort möchte ich aber den Kirchen, unseren Schulen und den Vereinen sagen: Wir haben immer den Standpunkt vertreten, daß die kulturelle Arbeit in den Ortsteilen erhalten bleiben muß. Dazu gehört die Erhaltung der Kirchengemeinde, die Erhaltung der Grundschule aber auch unserer Vereine. Ihre Leistungen, Ihr Einsatz, Ihr Idealismus rechtfertigen die Unterstützung durch die Gemeinde. Sichtbarer Beweis dafür ist die Unterstützung über die Vereinsförderungsrichtlinien und beim Bau ihrer Vereinsheime und eignen Sportanlagen. Daran kann sich auch in der Zukunft nichts ändern. Was ich wünsche und was ich für notwendig halte, ist die bewußte Pflege gemeinschaftlicher Veranstaltungen in allen Ortsteilen.

Ich habe mir in der Anfangszeit unserer Zusammengehörigkeit oft die Frage gestellt, ob alle Energie, die wir aufgewendet haben, um im Rahmen des Zusammenschlusses der drei Gemeinden zu einer neuen Gemeinschaft in dieser größeren Gemeinde zu kommen, nach zehn Jahren sich rechtfertigen würde und ob das Ergebnis vor unserem eigenen Gewissen bestehen könnte und ob dieser Weg in eine bessere Zukunft unserer Gemeinde führen würde. Aber auch, ob das Bemühen all derer, die sich für diesen Weg eingesetzt haben, durch die Entwicklung, die Leistungen und Erfolge unserer Arbeit bestätigt würden. Das Risiko des Einsatzes war nicht gering, wenn wir uns an die persönlichen Anfeindungen und Unterstellungen zurückerinnern. Es spricht für die vor zehn Jahren getroffene Entscheidung, daß heute keine Gräben mehr sichtbar, persönliche Differenzen längst überwunden sind.

Sicher, es kommt nicht auf unsere Absichten an, sondern auf den Erfolg unseres Tuns. Wenn wir diese zehn Jahre zurückblicken, so rechtfertigen die Leistungen und Erfolge, unsere gemeinsame Arbeit, die – wenn auch schwere – Entscheidung vor zehn Jahren. Die Gemeinderäte, die diese schwere Entscheidung auf sich genommen haben, haben unseren Dank verdient.

Ich habe noch nie von großen Sprüchen und Absichtserklärungen etwas gehalten. Unsere Arbeit, unser Tun muß aus dem Ergebnis ihre Bestätigung finden. Bei allen Überlegungen und Entscheidungen hat uns die Überzeugung geleitet, daß den Interessen unserer Bürger, den Menschen, denen gegenüber wir Verantwortung tragen, im Rahmen dieser überschaubaren Gemeinde besser gedient ist, als in einem größeren Gemeinswesen oder bei einer anderen Orientierung.

Unsere Gemeinde, eingebettet in eine noch intakte, schöne Landschaft ist gesund und lebensfähig aus sich selbst. Unsere finanziellen Grundlagen sind gut. Wir verfügen trotz der großen Bauvorhaben über eine Rücklage von fast 10 Millionen DM, mit der wir durchaus in der Lage sind, die anstehenen Bauvorhaben gesund zu finanzieren, ohne über hohe Schuldenaufnahme den Bürger zusätzlich zu belasten. Wir haben die niedrigsten Steuersätze im Mittleren Neckarraum und Gebühren, die noch unter dem Landesdurchschnitt liegen. Ihre laufende Anpassung an die Kostenentwicklung läßt sich nicht ausschließen. Der Schuldenstand ist gering. Wenn es sich nicht um niederverzinsliche Darlehen handeln würde, hätten wir sie längst zurückbezahlen können. Ich sehe für die Lösung der anstehenden künftigen Probleme keine Schwierigkeiten.

An uns liegt es, daraus für unsere Bürger das Beste zu machen. Der gute Ruf unserer Gemeinde hat auch unter mancher unsachlichen Kritik nicht gelitten, im Gegenteil. Unsere Gemeinde, ihre sichtbaren Leistungen, ihre wirtschaftliche Vitalität ist anerkannt.

Wer unsere Ortsteile mit wachen Augen sieht, wird eine gleichmäßig gute Infrastruktur feststellen. Hier gibt es keine Unterschiede in der Ausstattung mehr. Ich meine, wir haben die uns gestellte Aufgabe gelöst. Jeder Bürger ist selbst in der Lage, sich ein Urteil zu bilden. Unsere Gemeinde ist schöner geworden, das wird uns immer wieder von Besuchern bestätigt.

Ich darf diese Gelegenheit benützen, mich bei Ihnen allen sehr herzlich für das Vertrauen, für das Verständnis, das Sie uns entgegengebracht haben, zu bedanken, aber auch für die Unterstützung, die wir bei der Durchführung der großen Bauvorhaben erfahren durften.

Ich hoffe, daß diese zehn Jahre dazu beigetragen haben, uns näher in unserer Gemeinde zusammenzubringen und das gemeinsame Gemeindebewußtsein zu fördern. Das Verständnis ist gewachsen. Wenn wir das Verbindende über das Trennende stellen, werden wir auch den künftigen Aufgaben gewachsen sein. Ich bin guten Mutes!

Ich darf meinen Bericht schließen mit einem Wort Voltaires: "Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, auch für das, was wir nicht tun." Ich danke Ihnen für Ihr geduldiges Zuhören.

24. Mai 1985